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Ein Garten, der (fast) nur Zeit und Liebe kostet
Simone Buch aus Nauroth bewirbt sich mit ihrem „Traumgarten Westerwald“ um den „Ersten Wäller Gartenpreis“
REGION. Die vier kleinen Birken am Rande des sehenswerten Geländes sind eines der vielen Details, die dem Betrachter vermutlich erst bei einem zweiten oder dritten Rundgang im „Traumgarten Westerwald“ bewusst in den Blick geraten. „Für Dich“, steht auf einem Metallherz, das an den Bäumen hängt. Zu deren Füßen recken einige im Volksmund „Zahnbürsten“ genannte Knöterichgewächse ihre rosa Köpfe zwischen Wildgräsern empor. Simone Buch hat die Bäume als Erinnerung an ihre Oma gepflanzt, an der sie so gehangen habe: „Sie hat sich mit meinem Opa immer an vier Birken getroffen, hat sie mir erzählt . . .“, schildert die Gartengestalterin. Buch und ihr Mann Christian haben in Nauroth ein bemerkenswertes „grünes Reich“ entstehen lassen, das inzwischen gerne von Brautpaaren und ihren Fotografen für „Shootings“ genutzt wird – und mit dem sich Simone Buch um den „Ersten Wäller Gartenpreis“ bewirbt.
Jeden Morgen, gleich nach dem Aufstehen, gehe sie als erstes mit einer Tasse Kaffee, den ihr Mann ihr schon bereitet hat, durch den Garten, erzählt dessen Besitzerin. Dabei sehe sie „dieses oder jenes“, dem sie sich gärtnerisch zuwenden sollte. „Man muss ja auch immer wieder Staub saugen im Haus – so ist es eine Selbstverständlichkeit, etwas im Garten zu tun“, erklärt die gebürtig aus Mudersbach Stammende. Doch das empfinde sie nie als Arbeit: „Das was hier ist, das bin ich, das sind meine Träume, das ist mein Leben. Aber keine Arbeit, der Garten gehört einfach zu mir!“ Und so versucht Simone Buch, jede mögliche Minute im Garten zu verbringen. Morgens sitzt sie dabei gerne in ihrem „Stadel“ und lässt den Blick übers Gelände schweifen, nachmittags genießt sie die Umgebung an ihrem Lieblingsplatz, auf einer Liege unter einem Sonnenschirm: „Daraus schöpfe ich einfach Kraft.“ Hund Sina ist meistens dabei.
Knapp 1400 Quadratmeter groß ist das Grundstück in Nauroth, auf dem neben dem Garten das Holzhaus der Buchs Platz hat. Etliche der Deko-Gegenstände, die sich überall zwischen Buchen und bei Schmetterlingen beliebtem Sommerflieder, Kirschlorbeer, vielen prächtigen Rosen und blauen Hortensien finden, haben eine interessante eigene Geschichte. Die große, bepflanzte Zinkwanne etwa: Eigentlich war die Gartenbesitzerin im Begriff, Grünschnitt fortzuschaffen – als ihr ein Mann auf dem Weg zur örtlichen Mülldeponie begegnete, wohin er das damals völlig zementverschmierte Gefäß schaffen wollte. Stattdessen lud Simone Buch es in ihren Kofferraum und arbeitete die Wanne auf. Ein ausgesprochen dekorativer Pferdewagen einige Meter weiter stammt aus einem Abrisshaus, das Buchs entdeckten – zumindest Räder und Achsen, den Aufbau fertigte das kreative Paar neu an.
Christian Buch ist gelernter Zimmermann und unterstützt die Gartenleidenschaft seiner Frau, wie diese strahlend verrät. Ihn heiratete sie – natürlich – im (eigenen) Garten. „Das war der schönste Tag, den ich mir vorstellen kann“, schwärmt die Wahl-Naurotherin, „obwohl damals noch nicht so viele Pflanzen hier zu sehen waren; die Atmosphäre ist dennoch so toll gewesen.“ Und seit danach eine Bekannte eine befreundete Fotografin ansprach („Da könntest du super Hochzeitsfotos machen“), kommen Brautpaare regelmäßig in das 1100-Einwohner-Dorf im Gebhardshainer Land, um im – von Simone Buch zuvor nach Wunsch hergerichteten – Garten mit all seinen fotogenen Plätzen den „schönsten Tag des Lebens“ bildlich festzuhalten.
Bewusst lässt die Gärtnerin Wildkräuter wachsen, unter Sträuchern dürfen Gräser oder auch einmal eine Brennnessel stehenbleiben oder darf Klee Insekten Nahrung bieten. Akkuraten Kantenschnitt gibt es wohltuenderweise nicht, und trotz vieler Gestaltungselemente entdeckt man im „Traumgarten Westerwald“ erfreulicherweise immer wieder „wilde Ecken“. „Ich habe ja kein Recht, zu sagen: ‚Das ist Unkraut‘“, beschreibt Simone Buch, warum sie etliches einfach sprießen lasse. Zudem schützten viele Begleitpflanzen den Boden vor Austrocknung und seien Lebensraum für Tiere. „Ich finde es schön, dass manches einfach ungebremst wachsen darf – dann hat man immer wieder andere Facetten.“
Den Namen „Traumgarten Westerwald“ gab dessen Besitzerin ihrem Reich, nachdem eine Freundin ihr einst ein Metallschild mit dem Schriftzug „Traumgarten“ zum Geburtstag schenkte. Das montierten Buchs auf einen Findling, der heute einen der Gartenzugänge ziert – so hatte die Anlage ihren Namen.
Ein solcher Garten, so die Naurother Gestalterin, sei seit Kindheitstagen ihr Traum gewesen. Als das Grundstück nahezu nur aus Wiese bestand, habe sie schon gewusst, wie das „Endergebnis“ aussehen werde, sagt sie. Gekauft worden seien indes nur wenige Gewächse, viele stammen aus anderen Gärten, sind Geschenke gartenbegeisterter Menschen; etliches Deko-Material fand die Pflanzenfreundin auf Tauschplattformen oder schuf es aus ungenutzten Überresten der Gegend. Liebe Gäste und Freunde bringen keine Schokolade oder Schnittblumen mit – sondern eher mal ein altes Fenster, das sie übrig haben. „Nein, der Garten hat nicht viel gekostet“, betont Simone Buch noch einmal, „außer Zeit und Liebe. Mit diesen Zutaten ist er gewachsen, mal hier ein Strauch, mal dort. Das macht den Garten für meinen Mann und mich so besonders.“
Jedem gärtnerisch Tätigen ist beim Rundgang durch den „Traumgarten Westerwald“ gleichwohl rasch klar, dass dennoch eine Menge Mühe nötig ist, um das Gesamtbild zu erhalten. Früher hätte sie die nötige Zeit für ein solches Hobby auch nicht gehabt, räumt die Gartenbegeisterte ein, „da musste ich mich um drei Kinder kümmern.“ Die seien nun jedoch groß, so dass nur Hund Sina versorgt werden will; und fünf Katzen, die ebenfalls mit den Buchs in Nauroth leben.
Ein Opa der Hausherrin „wusele“, wie sie ausführt, noch immer im Garten – mit 98 Jahren, erzählt die Westerwälderin. „Ich glaube, ich habe das ‚Garten-Gen‘ von meinem Opa über meine Mama in die Wiege gelegt bekommen.“-us-
Wer selbst ein eigenes „grünes Reich“ hat – sei es groß oder klein –, kann noch bis zum 20. September mitmachen beim „Wäller Gartenpreis“. Alle Details zur Teilnahme gibt es unter www.gartenpreis.de.
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