Bad Camberg

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„Der Erbacher Friedhof wird verschandelt“

Verärgerung über Bauarbeiten auf dem Gelände / Tobias Scheinkönig kritisiert Bauamt der Stadt Bad Camberg

-von Christian Müller-

ERBACH. Für Tobias Scheinkönig war es so kurz vor Weihnachten eine „schöne Bescherung“, als er vor einigen Tagen abendlich das Familiengrab auf dem Erbacher Friedhof besuchen wollte und dabei fast aus allen Wolken fiel: Trotz Rücksprache mit dem Stadtbauamt, das ihm in Bezug auf die Anrampung zwischen neuen Pflasterweg und altem Kiesweg noch ein Gespräch einräumte, schufen die Bauarbeiter nun betonierte Tatsachen. Die geplante Anrampung am Grab könnte nun steiler ausfallen als gedacht, womit die Grabstätte deutlich zu tief liege, findet der Erbacher.

Die neusten Entwicklungen auf dem Erbacher Friedhof erfreuen nicht alle Bewohner des Ortes. Vor allem Tobias Scheinkönig schüttelt nur noch den Kopf: „Schauen Sie sich mal diesen Unsinn an“, schimpft er und zeigt auf die neu errichtete Gabionenwand. „Das ist schon ein wahrer Schildbürgerstreich. Unsere Karnevalisten wird es freuen – Erbach hat nun eine Klagemauer“, meint Scheinkönig und kritisiert das Stadtbauamt für die Beseitigung der Hecke und die Errichtung des mit grauen Steinen gefüllten Doppelzauns. „Ich bin ja froh über den Sichtschutz zum Müllcontainer, aber wir sind doch nicht auf einem Supermarktparkplatz! Alle Grabbesitzer müssen sich an die Pietätspflicht in der Friedhofsordnung halten. Die Stadt scheint hierauf aber keine Rücksicht zu nehmen“, erklärt Scheinkönig, der seit Ende November Schriftverkehr mit dem Stadtbauamt bezüglich des Wegebaus führt und sichtlich genervt ist.

Die entsprechenden E-Mails liegen auch dem LokalAnzeiger vor. Hier heißt es, dass die Entfernung der Hecke zwingend notwendig sei, weil nur mit der Beseitigung der neue Pflasterweg breiter gezogen und an den Flurverlauf angepasst werden könne: „Bei Beibehaltung des Grünbestands war dies so nicht machbar. Zudem war die Bestandshecke überaltert und hätte den baubedingten Wurzeleingriff nicht überstanden“, so die schriftliche Mitteilung aus der Verwaltung. Das Stadtbauamt prüfte in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, eine Fertighecke zu pflanzen, doch „Aufgrund der Erfahrung des gerade zu Ende gegangenen „Extremsommers“ wurde dieser Ansatz verworfen“, so die Mitteilung weiter.

Scheinkönig hätte sich mit der Lösung anfreunden können, wenn man bräunliche Natursteine untergemischt hätte: „Dann sieht es wenigstens annähernd so aus, wie die Bruchsteinmauer am anderen Ende des Friedhofs. Doch so kann nur eine Anpflanzung mit Efeu oder wildem Wein dieses Grau in Grau retten“, meint Scheinkönig.

Der Wegebau auf dem Friedhof glich auch die Stufe zwischen Parkplatz, Müllcontainer und Friedhof aus. „Trotzdem wurde nun eine neue Stolperfalle zwischen Schotter- und Pflasterweg geschaffen. Meine Mutter ist 84 Jahre alt und besucht jeden Tag den Friedhof. Ältere Leute, die die neue Bebauung nicht gewohnt sind, werden hier stürzen, wenn Schnee wie heute liegen sollte und sie den Absatz übersehen“, warnt Scheinkönig, der die „Verschlimmbesserung“ der Umgebung am liebsten auch rechtlich prüfen lassen möchte. „Durch die Bauarbeiten wurde der Granitrahmen teilweise bis zum Rand zugeschüttet. Wir haben das Nutzungsrecht bis 2048 erworben. Mit der neuen Bebauung ist es unmöglich, sicher um das Grab herum zu gehen, ohne das man an der engsten Kante hängen bleibt“, sagt Scheinkönig. Die engste Punkt ist hier weniger als 15 Zentimeter breit. Nicht viel Spielraum für alte Leute, so der Erbacher, der seine Mutter jetzt nur ungern alleine auf den Friedhof lassen möchte. „ In der Friedhofsatzung steht, dass der Abstand zwischen den Gräbern 40 Zentimeter betragen muss. Wiese gilt dies für den Abstand zum Bordstein nicht?“, fragt sich Scheinkönig.

Das Stadtbauamt schrieb dem Erbacher, dass durch die lineare Höhenführung des neuen Pflasterwegs nun einzelne Grabanlagen tiefer liegen würden. „Für die gewählte Höhenlage des Weges war der niveaugleiche Anschluss im Bereich des Törchens maßgebend“, so das Stadtbauamt und erklärt das der Anschluss an die Kieswege durch Anrampungen hergestellt werden soll. Diese könnten nun zu steil ausfallen. Als Übergang sollen Plastikmatten den Überweg ermöglichen. „Aber das ist doch auch nicht das Wahre. Hätte man von Anfang an die Höhe des Weges um einige Zentimeter tiefer angesetzt, hätte man auch nicht die Schieflage und das Gefälle des Weges, der momentan im Nirgendwo endet“, so Scheinkönig abschließend, der die Verantwortlichen dafür kritisiert, am Erbacher Friedhof „Stückwerk auf Kosten der Nutzer und Besucher zu betreiben“.

Nun hofft der Erbacher, dass die Grabstätte bis Weihnachten wenigstens wieder mit weißem Kies eingefasst wird, damit er über die Feiertage ein wenig Ruhe hat.

Bad Camberg vom Mittwoch, 19. Dezember 2018, Seite 3 (98 Views)

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