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Gott als Mensch auf dem Sofa
Von Pfarrerin Maike Kniese
Haben Sie es schon gesehen? „Jesus“ – ein schwedisches Möbelhaus wirbt mit Jesus in diesem Advent für seine Produkte. Dieser hat klischeemäßig hippielange Haare, streckt die Hand entgegen, und heißt als Schutz vor Kritikern in dem Spot nicht Jesus, sondern Björn. Er lächelt und streckt die Hand zur Begrüßung entgegen. Jesus im Wohnzimmer! Jesus, ist das kommerziell und kitschig! Aber ist es das wirklich? Ich weiß nicht, wie Jesus wirklich ausgesehen hat. Aber ich weiß aus der Bibel, was er gesagt und getan hat, wie er Menschen entgegengekommen, ihnen begegnet ist. Als wirklicher Mensch. Und für mich als Christ ist er auch Gott. Ein Gott, der nicht auf einer Wolke entrückt, sich nicht für mich als Mensch und für mein Wohnzimmer interessiert, sondern ganz im Gegenteil. Manchmal ist er mir näher als mein Sofa. Er begegnet mir im anderen Menschen, besonders denen, die in Not sind. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40) Kennen Sie den IKEA-Effekt? Marketingleute haben herausgefunden, dass viele Gegenstände am meisten angesehen sind, wenn sie selbst gemacht sind. Diesen Effekt hat sich das große schwedische Möbelhaus zunutze gemacht: ich muss einen Teil des Produktes selbst machen, bin also beteiligt. Und dadurch ist das Produkt umso wertvoller für mich. Bei einer Auktion würde ich mehr dafür bieten, wenn ich es selbst aufgebaut hätte, als für ein fertig dahingestelltes Möbelstück. Diesem IKEA-Effekt ist der liebe Gott selbst erlegen, als er den Menschen geschaffen hat, nach seinem Ebenbild. Und ich finde die Vorstellung gar nicht so kitschig: Was würde ich machen, wenn Jesus, wenn Gott als Mensch einfach so wie in dem Spot auf meinem Sofa sitzen und mich anlächeln würde? „Jesus“! Wäre ich wirklich darauf eingerichtet?
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