„Kunst ist mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung“
Der Deutsch-Schweizer Werner Schmitt wirbt für das MUS-E-Projekt: Damit Kinder ihr Leben selbstbestimmt positiv gestalten können
MAYEN/BERN. -edb- Sein Engagement ist klar definiert: Alle Kinder sollen die Chance haben, ihren eigenen Zugang zu den Künsten zu finden, auch oder insbesondere Kinder mit großen sozialen Problemen. „Wir können ihnen etwas mit auf den Weg geben, das sie nie vergessen werden“, formuliert es Werner Schmitt (74), Mitbegründer der mehrfach ausgezeichneten internationalen Initiative MUS-E. Unterstützt wird er dabei von Christoph Buschmann, Schulleiter an der Mayener Grundschule Hinter Burg, der mit sechs Klassen die derzeit größte MUS-E-Schule in RLP überhaupt stellt.
Die Kinder der dreizügigen Klassenstufen 1 und 2 erfahren in den MUS-E-Stunden die Sparten Bildende Kunst mit Malerei und Bildhauerei sowie Tanz und Theater. „Wir haben durchweg ein positives Feedback“, ist Christoph Buschmann ganz begeistert. „Die Kinder ändern ihr Verhalten im Umgang miteinander und auch nach außen.“
Genau das ist Sinn und Zeck des MUS-E-Programms: Ohne Druck und ohne Notengebung können sich Kinder künstlerisch entfalten. Halbjährlich wechselt das Angebot der Kunstrichtung. Das Programm ist für mindestens zwei Jahre angesetzt. Ein Koordinator oder eine Koordinatorin, in Mayen ist es Christina Weise, sorgt dafür, dass die Qualitätsstandards eingehalten werden, damit das Trio Lehrer - Künstler - Schüler eine harmonische Einheit bildet. Nach einem halben Jahr erfolgt eine interne Evaluation.
„Kunst ist wesentlich mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung am Abend“, ist Werner Schmitt überzeugt. „Wenn wir es schaffen, dass die Künste unseren Alltag durchdringen, haben wir gesellschaftlich weniger Probleme.“
Schmitt, der 20 Jahre lang als Cellist in großen Symphonieorchestern gespielt und zwei Jahrzehnte das Konservatorium in Bern mit im Schnitt 3200 Schülern*innen geleitet hat, weiß um die Bedeutung der Kunst, aber auch um die Selektion. „Am Konservatorium entscheiden Eltern über die musische Zukunft ihrer Kinder“, führt er aus. „Aber wenn Eltern keine Berührung mit Kunst haben, können sie es in der Regel auch nicht an ihre Kinder weitergeben.“ Gerade diesen Kindern will er die Möglichkeit geben, über das MUS-E-Programm mit Kunst in Berührung zu kommen, „so dass sie später selbstbestimmt ihr Leben positiv gestalten können.“
„Es ist das Wichtigste, was ich in meinem Leben gemacht habe“, sagt der Mann, der für seine Aktivitäten um den Kulturaustausch zwischen der Schweiz und Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hat, der von der Pädagogischen Hochschule Zürich mit dem Bildungspreis ausgezeichnet wurde und der mit einem der bedeutendsten Geigenvirtuosen des 20. Jahrhunderts, Yehudi Menuhin, befreundet war und mit ihm gemeinsam das MUS-E-Projekt ins Leben gerufen hat. „MUS-E ist meine Herzensangelegenheit“, sagt er.
Finanziert wird das in 12 Ländern pädagogisch bewährte Programm in Deutschland noch ausschließlich über Spenden. „Aber“, mahnt Schmitt, „es ist nicht nur eine Sache von Privaten, sondern sollte auch von der öffentlichen Hand unterstützt werden.“ Entsprechende Anträge laufen bereits. Bis dahin wirbt der Verein MUS-E Deutschland e.V. und seine Mitarbeitenden weiterhin für sein Programm mit verschiedenen Aktivitäten wie Konzerte, Präsentationen etc... „Ich hoffe, dadurch einen Freundeskreis aus ehrenamtlichen Patinnen und Paten finden zu können, die den MUS-E-Gedanken in der Region mittragen und die Idee und das Programm moralisch und finanziell unterstützen.“ Denn das ist wichtig, errechnet sich doch der Aufwand für MUS-E im Jahr für eine Klasse insgesamt auf etwa 4 800 Euro. Davon werden Künstler*innen, Koordinatoren*innen, Weiterbildungs- und Organisationsmaßnahmen inklusive Buchhaltung bezahlt.
Spendenkonten des Vereins MUS-E Deutschland e.V. sind eingerichtet bei der:
Volksbank RheinAhrEifel IBAN DE70 5776 1591 0571 2525 00
Kreissparkasse Mayen IBAN DE 33 5765 0010 0098 0603 61
Der Verein MUS-E Deutschland e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Eine Spendenbescheinigung kann ausgestellt werden.
Weitere Informationen über MUS-E gibt's für Interessierte auf der Website: www.mus-e.de